Diary #10: Warum ich mich fürs Unternehmertum entscheide

Im letzten Blogartikel habe ich die Unterschiede zwischen der selbstständigen und der unternehmerischen Arbeit thematisiert, die Du hier gerne nachlesen kannst.

Dort habe ich schon verraten, dass ich mich in der Rolle der Unternehmerin anstatt in der Rolle der Selbstständigen sehe. Das macht sich schon während der Gründung bemerkbar und steht während der Planung oft im Vordergrund. Wie sich das genau auswirkt, habe ich in diesem Artikel zusammengetragen. 

Doch nun teile ich zuerst meine persönlichen Gründe mit Dir, die mich zur Entscheidung für das Unternehmertum bewogen haben.

1. Systemisch wirken

Mein Ziel bei der Unternehmensgründung ist nicht der schnelle Gewinn und sich danach aus dem Staub zu machen.
Im Gegenteil: Ich möchte langfristig einen Ort und ein System schaffen, in dem sich die Menschen, die dort arbeiten (inklusive mir) ausleben und wohlfühlen können.

Dafür müssen sinnvolle und gute Arbeitsbedingungen und -umfelder entstehen, damit dieses System nachhaltig wächst und immer mehr Menschen eine Perspektive bietet.
Aus diesem Grund ist die unternehmerische Arbeit, nämlich die Arbeit am Unternehmen so wichtig, damit der Rahmen stimmig ist.

Außerdem soll das Unternehmen auch ohne mich funktionieren können, egal ob ich mal ein paar Tage krank bin oder irgendwann aus dem Unternehmen ausscheide:
Das System, das ich dann geschaffen habe, soll allen anderen noch erhalten bleiben.Und das erreicht man meiner Meinung nach nur, wenn das Konstrukt auf einem stabilen Fundament beruht.

2. Persönliche Motivation

Ehrlich gesagt war ich schon seit ich arbeite kein Fan von dem System „Zeit gegen Geld tauschen“, das fast jeder Job mit sich bringt. Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass ich mit weniger Geld „bestraft“ werde, wenn ich eine Leistung schneller oder effizienter als geplant erbringe.

In dieser Struktur wurde ich schnell unglücklich und das ist tatsächlich ein Grund für mich zu gründen: Ich werde nach Leistung und nicht nach abgesessener Zeit bezahlt – das ist doch viel motivierender!

Zum anderen reizen mich die neuen Aufgaben, die mit dem Unternehmertum einhergehen. Auch wenn ich das Konditorenhandwerk liebe und den ganzen Tag in der Backstube stehen kann:
Ich liebe es, Neues auszuprobieren und zu lernen.

Vor allem weil es beim Gründen und allem, was danach kommt, nicht den einen richtigen Weg gibt, muss jeder für sich testen, was gut funktioniert. Darauf freue ich mich sehr und bin schon jetzt dabei, meine eigene Balance zwischen Ratschlägen von Außen und dem Neuen, Unbekannten zu finden.

3. Kreativität ausleben

Natürlich ist so eine Gründung nicht nur ein Dienst an der Gesellschaft und den Menschen, die dann in dem Unternehmen arbeiten werden. Es ist auch ein egoistischer Akt: Ich möchte eine Grundlage schaffen, die es mir ermöglicht, meine Kreativität auszuleben.

Ich habe richtig Lust, mit inspirierenden Menschen zusammenzuarbeiten, ihnen ein sicheres Arbeitsumfeld zu ermöglichen und sie dadurch zu motivieren, sodass wir zusammen etwas bewegen können.

Es gibt so viele innovative Ideen und Entwicklungen, die sich lohnen auszuprobieren und im Unternehmen anzuwenden. Durch die Unabhängigkeit habe ich die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Ideen ich realisiere, wo ich mitgehe und wo lieber nicht.
Als Gründerin habe ich in vielerlei Hinsicht einen ganz anderen Wirkungsgrad als als Angestellte einer Firma.

Das alles ist auch in einer Selbstständigkeit möglich, allerdings hängt der Umsatz dort vom Arbeitseinsatz des Selbstständigen ab, das heißt die Zeit, die mit Planen und Ideenfindung belegt ist, fehlt später in den Produktion und führt zu Umsatzeinbüßen.

4. Meine Vision nach außen tragen

Niemand kann die Ideen, die ich mit der Gründung verfolge, so gut in die Welt tragen wie ich. Nicht, weil ich so super bin, sondern weil diese Idee in meinem Kopf und in meiner Vorstellung entstanden ist. Natürlich stecke ich dort am besten drin.

Dazu kommt, dass ich die Vision und Mission auch nach Außen tragen will, sonst könnte ich das bestimmt auch abgeben. Aber ich stehe gerne hinter meinem Vorhaben und langfristigen Strategien, diskutiere und beantworte jede Frage. Das kann ich vermutlich von keinem Kollegen verlangen, denn nur ich stecke in meinem Kopf und meinen Erfahrungen.

Damit ich Zeit zum Austauschen, Diskutieren und Denken habe, möchte ich nicht den Druck haben, jeden Tag eine Mindestanzahl an Torten zu produzieren – der Betrieb soll auch laufen, während ich das Unternehmen repräsentiere, denn das ist genauso wichtig.

Meine unternehmerischen Entscheidungen im Gründungsprozess

Da mir bewusst ist, wie wichtig die Entscheidung zwischen Selbstständigkeit und Unternehmertum ist, habe ich mich schon zu Beginn des Gründungsprozesses festgelegt.
Inwiefern das nun Konsequenzen auf mein Handeln hat, habe ich hier zusammengetragen:

  • Bereits in den ersten Jahren habe ich meine produktive Arbeitszeit (also die Zeit, in der ich etwas produziere, wodurch wir Umsatz erzielen) auf maximal 50 % herabgesetzt.
    Die anderen 50 % sind für unternehmerische Aufgaben, die schwer messbar sind, vorgesehen.
  • Die Folge daraus ist: Ich werde schon sehr früh Mitarbeiter einstellen (vorausgesetzt ich finde jemanden in Zeiten des Fachkräftemangels…).
  • Ich kommuniziere meine Gründung und Ideen schon jetzt bei Veranstaltungen, Treffen und natürlich auch in den sozialen Medien. Dadurch darf ich mit inspirierenden Menschen zusammenarbeiten und auf gegenseitige Unterstützung zählen.
  • In meinem späteren Arbeitsalltag plane ich Zeit zum Reflektieren, Kontrollieren, Zielesetzen und Organisieren ein.
  • Detailliert festgehaltene Arbeitsabläufe und Zuständigkeiten sollen einen sicheren Rahmen schaffen, sodass jeder weiß, was seine Aufgaben sind, ohne eingeschränkt zu werden.
  • Mitarbeiter bekommen einen eigenen Verantwortungsbereich mit einem gewissen Handlungsspielraum, damit sie selbstständig arbeiten können.
  • Das Unternehmen wird auf langsames und dafür langfristiges Wachstum ausgerichtet, damit es nachhaltig besteht. Dadurch verzichte ich zwar auf den schnellen Gewinn, stattdessen baue ich ein stabiles Fundament.


Ich sehe Unternehmertum als eine spannende Herausforderung, die neu ist und immer neu bleiben wird, denn diese Aufgabe ist so komplex und umfangreich, sodass sie dauerhaft neuen Einflüssen ausgesetzt ist.
Obwohl ich nicht ansatzweise das Ausmaß dieser Arbeit kenne, ziehe ich schon jetzt meinen Hut vor allen Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihr Unternehmen durch diese spannenden Zeiten führen.

Erzähl doch mal, was ist für Dich die wichtigste Aufgabe als Unternehmer oder Unternehmerin?

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