Die Bedeutung und Entwicklung des Handwerks


Darum geht es in diesem Artikel:

> Geschichte: Wie ist das Handwerk entstanden?
> Aktuelles: Was bedeutet Handwerk heute?
> Herausforderungen: Negative Entwicklungen im Handwerk
> Zukunft: Was passiert, wenn wir keine Maßnahmen ergreifen?

Wie ist das Handwerk entstanden?

Die Anfänge des Handwerks gehen weit zurück, genauer gesagt in die Steinzeit. Schon hier entwickelte sich das „Alles selbst machen“ hin zur handwerklichen Spezialisierung so weit, dass die Menschen später von ihrer Arbeit leben konnten.

Je mehr die Bevölkerung wuchs, desto mehr entwickelte sich die Arbeitsteilung, vor allem in der vermehrten Anzahl an Städten. So konnten immer mehr Menschen von ihrer handwerklichen Tätigkeit leben.

Dieses ausgeklügelte Wirtschaftssystem zerfiel mit dem Untergang des Römischen Reiches und ein Großteil der Handwerksberufe verschwanden. Erst im Mittelalter, über 500 Jahre später, lebten Handwerk und Handel wieder auf, da der Wohlstand stieg und den Städten mehr Bedeutung zukam.

Zünfte: Zusammenschluss der Handwerker

In dieser Zeit bildeten sich zahlreiche Zünfte, in denen sich Handwerker zur Vertretung gemeinsamer Interessen zusammenschlossen. Sie waren eine bedeutende Institution im Handwerk, denn nur wer einer Zunft angehörte durfte seinen Beruf ausüben. Die Mitglieder setzten Mindestlöhne für die Gesellen und Meister fest und bestimmten Mindestpreise sowie Qualitätsstandards für die Produkte des ihres Handwerks. Alle Handwerker mussten sich an die von ihrer Zunft vorgeschriebenen Regeln halten, die zum Beispiel die Ausbildung oder die Wanderjahre von Handwerksgesellen vorschrieben.

Aufgrund ihrer hohen Mitgliederzahl und ihrer Bedeutung, erlangten die Zünfte immer mehr Einfluss in der Stadt und deren Politik, sodass sie in vielen Belangen Mitbestimmungsrechte hatten. Je größer die Städte wurden, desto mehr differenzierten sich die Handwerke, sodass es in manchen deutschen Städten über 100 verschiedene Handwerke gab.

Die industrielle Revolution

Ab dem 16. Jahrhundert wurde das Handwerk Stück für Stück durch Manufakturen ersetzt, in denen verschiedene Gewerke zusammenarbeiten, um größere Mengen komplexer Produkte herzustellen. Dabei wurden immer mehr Arbeitsschritte durch billige Arbeitskräfte ausgeführt, die spezialisierte und gut ausgebildete Handwerker überflüssig machten.

Schließlich verdrängte die industrielle Fertigung im 18. Jahrhundert verdrängte dann einen Großteil des Handwerks, da die Produkte in Masse und somit deutlich kostengünstiger produziert wurden. Viele Menschen verloren ihre Stellen und die Arbeit im Handwerk war keine gute und sichere Lebensgrundlage mehr.

Was bedeutet Handwerk heute?

Auch wenn es zu Beginn der industriellen Revolution so aussah, dass die arbeitsteilige Massenproduktion das Handwerk vollständig verdrängen wird und dessen Niedergang bedeutet, wissen wir heute, dass beides gleichzeitig existieren kann und sogar muss.

Das Handwerk ist heute immer noch stark geprägt durch seine Geschichte und Traditionen und es lassen sich viele Parallelen entdecken. Es gibt zum Beispiel keine Zünfte mehr, dafür Zusammenschlüsse in Form der Handwerkskammer oder der Innung.

Gleichzeitig hat sich das Handwerk die Technik, Digitalisierung und Mechanisierung zunutze gemacht, anstatt dagegen zu arbeiten. Das spezialisierte handwerkliche Arbeiten wird durch Maschinen oder Technik vereinfacht und effizienter. Nur so können wir die Gewerke in der heutigen Welt erhalten.

Um weiterhin zu bestehen ist es daher unumgänglich, dass das Handwerk sich dem Fortschritt anpasst oder sogar selbst Fortschritt ermöglicht. Besonders aktuell ist zum Beispiel die mangelhafte Digitalisierung in vielen Gewerken, die dringend Einzug erhalten sollte.

Auch heute trägt das Handwerk zu einem großen Teil zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften bei und ermöglicht damit vielen Menschen eine Qualifikation und die Teilhabe am Arbeitsmarkt.

Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen trägt das Handwerk durch die Produktion von qualitativ hochwertigen Waren maßgeblich zu einer erfolgreichen Volkswirtschaft bei.

Negative Entwicklungen im Handwerk

Mit der steigenden Anzahl an Studierenden in den letzten Jahren geht leider auch die rückläufige Zahl der Auszubildenden im Handwerk einher. Vor 20 Jahren gab es noch 528.000 Lehrlinge im Handwerksbereich, während im Jahr 2021 lediglich noch 360.000 Ausbildungsplätze besetzt waren. Und das bei einer (noch) wachsenden Bevölkerung und vielfältigen gesellschaftlichen Krisen, die uns zurzeit und auch noch in Zukunft herausfordern werden.

Durch den demografischen Wandel und den Geburtenrückgang werden immer mehr Stellen frei, aber es sind nicht ausreichend Handwerker vorhanden, die diese Lücken füllen.
Das alles wäre nicht so dramatisch, wenn da nicht auch noch ein weiteres großes Problem wäre:

Das Imageproblem! Viele Menschen verbinden das Handwerk mit alter Tradition, einem überholten (Ausbildungs-) System und nicht mehr zeitgemäßen Arbeitsbedingungen. Und leider muss ich da teilweise zustimmen. Nur langsam finden Veränderungen statt und meist auch erst dann, wenn die Problematik schon deutlich zu spüren ist.
Ja, es passiert was, aber wenn wir hier noch etwas retten wollen, dann sollten wir uns beeilen.

Denn: Handwerk ist überall, es ist die Grundlage für unsere Gesellschaft und im Handwerk zu arbeiten ist einfach wunderbar!

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Was passiert, wenn wir nicht gegensteuern?

Ohne Handwerk und die Fachkräfte, die die entsprechenden Fertigkeiten beherrschen, ist unser Alltag und das gesellschaftliche Zusammenleben wie wir es kennen, nicht mehr möglich. Wer sorgt für die Elektrizität im Haus, wer verlegt die Fliesen im Badezimmer und wer repariert das Dach? Auch wenn die Materialien oft industriell gefertigt werden, brauchen wir einen Handwerker, um sie entsprechend verwenden zu können.

Weniger essenziell sind auf den ersten Blick Bäcker, Konditoren oder Schuster – Brot bekomme ich schließlich auch für 99 Cent im Supermarkt aus der Industrie. Hier ist die Qualität das ausschlaggebende Kriterium: Diejenigen, die ein wirklich leckeres, gehaltvolles Brot haben möchten, kaufen beim handwerklich produzierenden Bäcker und nicht im Supermarkt. Wäre es nicht unglaublich widersprüchlich, wenn wir das Handwerk aussterben ließen, obwohl wir immer nach Verbesserung und Fortschritt streben?

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