„Think big“ oder doch klein anfangen?

Beim Gründen ist es wie bei den meisten anderen Dingen im Leben: Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Der eine behauptet dies, der andere das. Die Kunst besteht darin, sein eigenes „richtig“ zu finden und fein mit der eigenen Entscheidung zu sein. Und diese Kunst muss ich noch ganz schön üben…

Besonders weil ich täglich mit Menschen zu tun habe, die mal mehr mal weniger dazu qualifiziert sind, mir Ratschläge zu geben. Selbst wenn mein Gegenüber etwas anderes macht als ich, schaue ich mir seine Erfahrungen und Tipps trotzdem an und überlege, ob ich das irgendwie für mich und meinen Weg nutzen kann. Per se ist das ja erst einmal nichts Schlechtes – aber ich mache das immer, bei jedem und in jeder Situation. Das kann ziemlich anstrengend werden und zugegebenermaßen ist es manchmal auch schlichtweg unnötig.

Ein ewiges Hin und Her

Eine Entscheidung, von der ich dachte, sie schon vor vielen Monaten gefällt zu haben, ploppte in den letzten Wochen plötzlich wieder auf und wartete in meinem Kopf und auf dem Schreibtisch darauf, erneut durchdacht zu werden.
Es geht um zwei scheinbar gegensätzliche Herangehensweisen, die uns durch schnell daher gesagte Sprüche wie „think big“ oder aber „lieber erst einmal klein anfangen“ ständig begegnen. Dabei muss es natürlich nicht wie in meinem Fall um eine Gründung gehen, sondern es kann sich um jedes beliebige Projekt oder Verhalten handeln…

Ich habe mich erneut sehr lange mit der Frage nach „think big“ oder „klein anfangen“ beschäftigt, auch weil meine Situation jetzt eine andere ist als vor einem Jahr. Und meine Liste mit Pros und Contras ist endlos lang.
Daraus möchte ich die wichtigsten Punkte mit euch teilen, denn es hilft sehr, Ordnung in das Gedankenchaos zu bringen.
Die Kriterien beziehen sich natürlich auf meine Situation der Gründung und den unternehmerischen Bereich. Vielleicht sind dennoch ein paar Punkte dabei, die Du für Deine aktuelle Situation und Entscheidungsfindung nutzen kannst. Lass uns loslegen!

Das spricht für "Think Big"

  1. Wie schon im Ausdruck erkennbar, ist das Vorhaben groß und hat somit auch einen größeren Wirkungskreis. Das birgt natürlich auch ein größeres Risiko, falls etwas schief geht, kann positiv gesehen aber auch einen höheren impact bedeuten.
    Die Mission ist größer, sichtbarerer und einflussreicher. Sie kann nicht nur im Unternehmen und für die Kunden mehr bewirken. Sondern auch für die Gesellschaft, allen voran für die Mitarbeiter, die man eher weniger einstellt, wenn man klein startet…

  2. Wer groß werden will, muss meist auch eine große Summe an Kapital hineinstecken. Zumindest ist es in meinem Fall so, denn das Handwerk ist eine sehr anlagenintensive Branche und ohne hochwertige Maschinen und Material kann ich keine hochwertigen Produkte herstellen.
    Je mehr Geld mir also zur Verfügung steht, desto mehr kann ich in Maschinen, Werkzeuge und vor allem in Know-How investieren. Das ermöglicht mir nicht nur ein größeres Auftragsvolumen und dadurch ein schnelleres Wachstum. Besonders hilft es mir dabei, gut beraten die richtigen Schritte zu gehen und kluge Entscheidungen zu treffen. Denn für vieles muss und möchte ich mir Hilfe von außen holen, von Menschen, die Spezialisten in ihrem Gebiet sind. Und das kostet zu Recht Geld – das sich später hoffentlich bezahlt macht.

  3. Über diesen Punkt habe ich bereits einen eigenen Artikel geschrieben, durch den Du Dich gerne hier noch einmal durchklicken kannst:
    Es geht darum, eher Unternehmerin zu sein als selbstständig zu arbeiten. Und das wäre bei der Variante „think big“ auf jeden Fall gegeben. Nicht nur, weil ich mir Unterstützung im Tagesgeschäft holen würde. Auch weil es ziemlich arbeits- und zeitintensiv ist, das System nachhaltig und langfristig aufzubauen. Die Arbeit am Unternehmen, Stellen schaffen und Mitarbeiter zu einem Team zusammenzuführen sind in jedem Fall Dinge, die in meinen Augen für die große Version sprechen. Andererseits weiß ich, dass es einige gibt, für die das die Schattenseite der Selbstständigkeit ist – daher nun die positiven Seiten von „klein anfangen“

Das spricht für "erstmal klein anfangen"

  1. Für viele verständlicherweise der wichtigste Punkt und auch der häufigste Grund, klein anzufangen: das geringere Risiko.
    Ich stecke am Anfang weniger Geld rein, stelle niemanden oder nur Minijobber an und miete einen kleinen Raum, den ich in regelmäßigen Abständen kündigen kann.
    Das ist wunderbar, um einfach mal auszuprobieren, ob das, was ich mir vorstelle, am Ende wirklich so ist und zu mir passt. Wenn nicht, ist es zwar etwas Aufwand und vielleicht nicht so schön, aber vermutlich „ruiniert“ es mich nicht und ich kann mir einen Plan B suchen.
    Eine mögliche Variante davon ist zum Beispiel auch die nebenberufliche Selbstständigkeit.

  2. Da man viel oder sogar alles am Anfang alleine macht, zwingt es einen einerseits dazu, sich mit allen Themen und Dingen, die anfallen, ausführlich zu beschäftigen.
    Andererseits und das finde ich einen großen Pluspunkt, hat man Zeit, sich und verschiedene Systeme erst einmal auszuprobieren. Sowohl in fachliche als auch in unternehmerische Themen einzutauchen und seinen eigenen Weg in diesem Dschungel an Möglichkeiten zu finden.
    Steht man bereits zu Beginn unter Druck, schnell rentabel zu werden, um beispielsweise den Kredit zu tilgen und die Gehälter zu bezahlen, kann das zu übereilten Entscheidungen und nicht durchdachten Systemen führen.

  3. Nicht jeder hat genug Eigenkapital oder erhält einen Kredit von der Bank bzw. entscheidet sich bewusst dagegen, die Erspanisse in das Unternehmen zu stecken. Verständlicherweise möchte nicht jeder „all in“ gehen und alles, was er hat, aufs Spiel setzen. Dann investiert man zu Beginn nur in die nötigste Ausrüstung und startet mit dem, was da ist. Und hier schließt sich der Kreis, denn das bedeutet auch wieder weniger Risiko und damit landen wir wieder beim ersten Punkt.

Die Liste und das Gedankenspiel ließen sich noch ewig fortsetzen. Und am Ende bleibt es dabei: Jede Entscheidung ist Deine individuelle.
Welches der Argumente ist Dir besonders wichtig und auf welchen Vorteil bist Du bereit zu verzichten?

Es gibt kein universelles Richtig und kein Falsch und auch ich arbeite gerade an einer Kombination aus beiden Varianten. Schließlich gibt es zwischen „think big“ und „klein anfangen“ noch das schöne Zitat von Steve Jobs:
„Start small. Think big.“

Hab eine gute Zeit und vertraue auf Deine Entscheidungen!

Deine Anika

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