Ein paar Gedanken zwischen Besichtigungen und Verhandlungen...
Es klingt so simpel: „Jetzt suche ich mir die passende Location!“
Das war der nächste Punkt auf meiner Agenda auf dem Weg zur Gründung. Ich stellte mir vor, ihn mehr oder weniger einfach umzusetzen und bald abhaken zu können – genau wie die vielen vorherigen. Diesen Satz sagte ich schon vor einigen Monaten und seitdem werde ich oft gefragt, ob ich denn schon etwas passendes gefunden habe und: „Wann unterschreibst du endlich etwas?“- also den Mietvertrag.
Im Rückblick sehe ich, dass dieses „To Do“ zum ersten Mal bedeutete, mit meinem Vorhaben und meinen Vorstellungen rauszugehen, mich zu öffnen und selbstbewusst zu kommunizieren, was das Ganze am Ende werden soll. Uns das veränderte viel – mehr, als ich mir vorgestellt habe.
Aus meinem Plan, regelmäßig Immobilien wie Mietwohnungen zu besichtigen und am Ende aus der Masse an Möglichkeiten die beste auszuwählen, wurde nichts. Nicht nur, weil es wider Erwarten so wenige passende gibt. Sondern weil zu den meisten Locations und Läden Menschen und ihre Geschichte gehören: ihre Träume, ihre Vergangenheit und ihre eigene Vorstellung, wie es weitergehen soll.
Hinter jeder Tür steckt ein Mensch und seine Geschichte
Wenn ich von den Besichtigungen erzähle, die bisher zustande gekommen sind, berichte ich fast nie von Bodenbeschaffenheit, Abluftanlage und Stellplatz. Kennengelernt habe ich viel mehr die Eigentümerin eines Cafés, die mit restlicher Energie einen Nachfolger für ihr Herzensprojekt sucht. Den Vermieter, dessen Herz am Elternhaus hängt und der sich dieselbe Wertschätzung des Mieters wünscht. Der Unternehmer, der sich durch meine Arbeit und meine Produkte neuen Schwung in seinem eigenen Laden erhofft. Und den Gastronom, der bereits oben auf der Karriereleiter angekommen ist und bereit ist, mich als kleine Anfängerin ein Stück mitzunehmen.
Wie so oft geht es nicht um die objektive Sache, um harte Fakten. Wenn ich mich für eine Location und für ein Modell entscheide, dann ist es wegen der Menschen. Zu wissen, in welche Fußstapfen man tritt, von wem man Unterstützung erhält und wen man selbst mit der eigenen Arbeit erreichen kann, ist das wertvollste eines Arbeitsplatzes.
Deshalb dauert es so lange, bis ich mich entscheide. Denn Menschen sind nicht wie die Fakten zu einer Immobilie: klar, messbar und vergleichbar. Es dauert, bis wir uns öffnen, gemeinsam etwas entwickeln und abstecken, ob wir wohl auch noch in 5 Jahren zusammenarbeiten können.
Und obwohl ich sonst ziemlich ungeduldig bin, sind diese Begegnungen unglaublich spannend und bereichernd, ändern manchmal meine Perspektive und erweitern meine Kreativität. Und wenn ich einen Ort gefunden habe, an dem meine Idee und meine Träume groß werden können und sie in vielen Hinsichten in guten Händen sind: Dann unterschreibe ich.