So jung willst Du schon gründen? Und das als Frau?
Ihr wisst gar nicht, wie oft ich mir diesen Satz schon anhören musste. Und jedes Mal frage ich mich, was der Adressat hören will: „Ach stimmt, jetzt gerade fällt mir auf, dass das ganz schön blöd ist. Dann lasse ich das jetzt lieber.“ Vielleicht antworte ich das irgendwann mal, wenn ich gut drauf bin…
Natürlich macht das etwas mit mir, wenn mir Zweifel entgegengebracht werden. Mit Zweifeln an der Sache kann ich gut umgehen und meine Ansichten in den meisten Fällen auch gut begründen.
Mit Zweifeln an meiner Person gelingt mir das leider weniger gut. Immerhin kann ich mich schlecht von Grund auf verändern oder austauschen… Deshalb habe ich das Thema für mich einmal auseinandergenommen, genauer angeschaut und in meiner Perspektive richtig zusammengesetzt. Welches ist denn das beste Alter zum Gründen und gibt es das überhaupt?
Ja sagen zum Gründen - als junge Frau!
Für alle jungen Frauen, die ebenfalls gründen wollen, und vor allem für alle anderen, die uns gegenüber skeptisch sind (auch wenn es „nur lieb gemeint ist“): here we go!
1. Jung sein bedeutet Lebenslust und jede Menge Energie
Energie, um das anzupacken, was uns wirklich wichtig ist und was wir verändern wollen. Auch wenn dafür scheinbar noch unendlich viel Zeit bleibt, erscheint sie uns viel zu kurz für unsere Mission. Deshalb stehen wir jeden Morgen dafür auf und gehen zielstrebig unseren Weg.
2. Wir eignen uns fehlendes Fachwissen an
Natürlich haben wir mit 25 Jahren weniger Berufserfahrung als mit 50. Je nachdem wie lange wir in Ausbildung waren, haben wir schätzungsweise maximal 5 Jahre auf dem Arbeitsmarkt verbracht. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle fachlichen Kenntnisse, die wir benötigen, erlernen können. Besonders dann, wenn sie für unsere Arbeit essenziell sind und wir wissen, wofür wir sie brauchen. Zumal wir durch unsere zeitliche Nähe zur Schul-, Ausbildungs- oder Unizeit meistens noch eine Lernroutine haben und uns ziemlich schnell Wissen aneignen können.
3. Mentoring statt kleinhalten
Anstatt in punto Berufserfahrung in Konkurrenz zu treten: Wie wäre es mit Mentorships oder Beratungen, bei denen berufserfahrenere Menschen der nächsten Generation beratend zur Seite stehen und ihre Learnings auf Augenhöhe weiterzugeben? Was in vielen größeren Unternehmen Standard ist, kann auch wunderbar extern und unternehmens- oder branchenübergreifend funktionieren.
4. "Du weißt doch gar nicht, wie man ein Unternehmen gründet!"
Richtig und deshalb tue ich jeden Tag etwas dafür, um es herauszufinden. Jeder, der zum ersten Mal gründet, weiß vorher nicht in allen Details, wie der ganze Prozess funktioniert. Dafür sind die Abläufe in allen Branchen, Städten und Ämtern viel zu unterschiedlich – schön wäre es, wenn alles nach dem gleichen Muster ablaufen würde. Egal ob 20 oder 60 Jahre alt- jeder, der zum ersten Mal gründet, steht vor dem gleichen weißen Blatt Papier!
5. "Du willst doch sicherlich Kinder haben!"
Das Top Argument bei jungen Gründerinnen ist die Familienplanung. Von einigen Beratern, Bänkern und Vermietern wurde ich nun schon ganz unverblümt und mit ungläubigem Unterton gefragt, ob ich denn keine Kinder möchte. Dass Arbeitnehmerinnen diese Frage nicht gestellt werden darf und das aus gutem Grund, scheint die Kollegen in unseren Fällen nicht zu interessieren. Ja, es ist ein wichtiges Thema und erfordert viel Organisation, wenn man eine Familie gründen möchte. Aber es ist kein Ausschlusskriterium, wenn ich mit Anfang 20 ein Unternehmen gründen will. Mal ganz davon abgesehen, dass manche Frauen gar keine Kinder möchten oder bekommen können.
Ihr könnt darauf vertrauen, dass sich junge Gründerinnen vor ihrer Entscheidung in die Selbstständigkeit zu gehen, zumindest mit dem Gedanken der Familienplanung, wenn nicht sogar mit der detaillierten Organisation ihr (zukünftigen) Kinder auseinandergesetzt haben.
6. Das perfekte Alter zum Gründen gibt es nicht!
Für jeden Lebensabschnitt gibt es anscheinend unendliche Gründe, sich NICHT zu trauen:
Unter 20 sollen wir lieber die Schule in den Fokus stellen, dabei gibt es sehr erfolgreiche Gründungen von Jugendlichen unter 18!
In den Zwanzigern sollen wir uns ausprobieren, nicht festlegen und treiben uns angeblich nur auf Partys rum.
Mit 30 weist uns die Gesellschaft freundlicherweise sehr deutlich auf die tickende biologische Uhr hin und die Oma fragt bei jedem Familientreffen nach dem noch nicht vorhandenen Nachwuchs.
Im folgenden Jahrzehnt sollte man sich nun endlich auf die Karriere konzentrieren, aber doch lieber in der Branche arbeiten, in der man vor 20 Jahren den guten Abschluss gemacht hat.
Und mit Mitte 50 sehen sich viele Menschen eigentlich schon in Rente und wollen die restlichen Jahre im Berufsleben so angenehm wie möglich hinter sich bringen.
Et voilà!
Das Fazit ist: Fürs Gründen gibt es kein perfektes Alter und nie den richtigen Zeitpunkt. Was für eine gute Nachricht! Denn das heißt auch: Jedes Alter kann genau das richtige sein, und zwar genau dann, wenn DU bereit bist anzufangen.