Diary #11: Herausforderung Standortsuche

Jaa, klar wusste ich das alles!
Dass Platz und Flächen Mangelware sind, dass die Preise für Immobilien immer weiter in die Höhe schießen, dass es für Lebensmittelproduktionen (zum Glück!) unfassbar viele Vorschriften gibt und dass die großen Firmen den Gewerbeimmobilienmarkt beherrschen.

Diese Informationen haben durchaus schon mal mein Gehirn passiert, aber ich erfahre erst jetzt, was genau das bedeutet und welche Auswirkungen es auf mich und meine Gründung hat.

Auch wenn ich noch nicht bereit bin, morgen eine Backstube zu eröffnen, habe ich schon vor einigen Wochen mit der Suche nach einer Produktionsstätte begonnen. Eben genau weil das so eine schwierige Angelegenheit ist.

Wie suche ich einen Standort?

Genau wie auf dem privaten Wohnungsmarkt gibt es auch im gewerblichen Bereich tausend Möglichkeiten, eine Immobilie zu finden. Ich werde zuerst versuchen, das Ganze auf eigene Faust zu machen und wenn das nicht klappt, mich an einen Makler wenden.

Im Moment gehe ich bei meiner Suche folgendermaßen vor:

  1. Bekannte Immobilienportale:
    So wie für Wohnungen gibt es auch für Gewerbeimmobilien Plattformen, auf denen man nach den eigenen Kriterien suchen kann.

  2. Persönliche Kontakte:
    Ich erzähle jeder und jedem, dass ich eine Produktionsstätte suche – ob es die Person interessiert oder nicht! Dafür habe ich immer meine Kriterienliste (siehe nächster Abschnitt) parat, falls jemand bereits eine freie Immobilie kennt.

  3. Wirtschaftsförderungen der Gemeinden:
    Jede Stadt und Gemeinde hat ihre eigene öffentliche Wirtschaftsförderung, die entweder öffentliche Grundstücke und Immobilien verwaltet oder von privaten Inseraten zuerst erfährt.
    Das Problem ist hier: Anders als in Hamburg gibt es in meiner Umgebung nun sehr viele kleinere Städte und Orte, die in Frage kommen. Und das bedeutet: Klinken putzen!

    Die letzten Wochen hat mein Telefon ordentliche Arbeit geleistet und alle Wirtschaftsförderungen im Umkreis von 20 Kilometern abgeklappert.
    Bei allen habe ich mich und meine Idee vorgestellt, meine Kriterien und Anforderungen ausführlich erklärt und am Ende bleibt mir nur übrig, zu hoffen, dass jemand an mich denkt, wenn ein passendes Inserat frei wird.
    Naja, ich habe mein Bestes gegeben 😊

Mein Tipp: Suchkriterien festhalten

Bevor ich mit anderen über meine Suche gesprochen habe, habe ich mir genau überlegt, welche Kriterien die Produktionsstätte erfüllen muss und was verhandelbar bzw. nicht zwingend notwendig ist.

Daraus habe ich eine Art Steckbrief erstellt, der mein Vorhaben mit den nötigsten Informationen beschreibt, sowie alle wichtigen Kriterien und Eckdaten enthält.
Diese Vorlage erleichtert mir den ganzen Prozess sehr, da sie von jedem weitergeleitet werden kann und ich bei Nachfrage sofort alle Infos parat habe. Das spart mir Zeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jemand meine „Suchanzeige“ in die Hände bekommt, der die passende Immobilie hat…

In diesem Steckbrief stehen:

  • Was gegründet wird
  • Wann eröffnet wird
  • Maximale Mietkosten
  • Größe der Gewerbefläche
  • Anzahl und evt. Größe der Räume
  • Lage und Ort
  • Zweck und Anforderungen an die Immobilie (z.B. Umbau zur Konditorei muss möglich sein)
  • Zusätzliche / individuelle Wünsche (z.B. eine Garage)
  • Kontaktmöglichkeiten

Herausforderungen bei der Suche...

1. Zu wenig Gewerbefläche:

Ich muss zugeben: Ich war zu naiv, als ich dachte, dass es in Baden-Württemberg (wo ich jetzt wohne) doch auf jeden Fall mehr freie Fläche gäbe als in Hamburg (wo ich vorher gewohnt habe). Pustekuchen. Es ist genau wie beim Wohnungsmarkt: Es wird ständig neu gebaut, erweitert oder renoviert und es reicht trotzdem nicht.
In manchen Städten gibt es sehr coole Projekte, die gemeinschaftliche Produktionsstandorte bauen, aber da sind alle Räume sofort vergeben. Die Kommunen erkennen das Problem und viele planen, ihre Gewerbegebiete zu erweitern – da sprechen wir aber von jahrelangen Bauarbeiten!

2. Viele leerstehende Büroflächen

Das nächste Problem ist, dass die Gewerbeflächen, die schon vorhanden sind, in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu einem immer größeren Anteil von den großen Firmen der Umgebung aufgekauft wurden, um der wachsenden Mitarbeiterzahl weitere Büroflächen zur Verfügung zu stellen. Was ist mit diesen Räumen seit Corona passiert? Sie stehen leer…
Stück für Stück sollen sie für das produzierende Gewerbe umgebaut werden – doch auch das kostet viel Zeit.

3. Meine besonderen Anforderungen

Dazu kommt eine Herausforderung, die ich in vielen Bereichen habe: Mein Vorhaben und meine Anforderungen sind nun einmal auch ziemlich speziell.
Nicht im Sinne von seltsam (zumindest meiner Meinung nach, hehe), sondern im Sinne von „nicht klassisch“.
Ich bin zwar eine Konditorei, möchte aber nicht in eine Hauptstraße mit viel Laufkundschaft und auch kein Ladengeschäft. Ich fokussiere mich auf eine Produktion im Gewerbegebiet, benötige aber keine 2000 Quadratmeter große Lagerhalle. Da gibt es oft den ein oder anderen Erklärbedarf…


Ja, es ist kompliziert und ja, es ist zeitaufwändig. Aber es ist essenziell für das Unternehmen und ich investiere gerne viel Arbeit in diese Suche, denn ich und viele andere Menschen werden in den nächsten Jahren hoffentlich viel Zeit an diesem Ort verbringen – da muss er schon gut sein!

Ich vertraue darauf, dass ich schon noch die richtige Produktionsstätte finden werde und bin gespannt, wie dieser Suchprozess weitergeht 😊

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