Diary #9: 5 Learnings aus meinen ersten Aufträgen

Die warmen Socken werden wieder ausgepackt und der Teevorrat aufgestockt: der Herbst ist im Anmarsch. Für mich bedeutet das: die Hochzeitssaison ist vorbei. 

Diesen Sommer durfte ich ein paar Hochzeiten mit süßen Leckereien ausstatten und ich nutze die Zeit des Abschieds von dieser warmen Saison, um meine Aufträge nochmal Revue passieren zu lassen. Um in der nächsten Saison so richtig und ganz offiziell durchzustarten, teile ich heute meine fünf Learnings aus meinen vergangenen Aufträgen mit euch.

Einiges ist mir und euch vielleicht auch nicht neu. Aber wie so oft, ist es ein Unterschied, ob man es theoretisch weiß und logisch begründen kann oder ob man es wirklich selbst erfahren hat.

 

Auch wenn ich in diesem Fall meist von Hochzeitstorten spreche, habe ich die Erfahrungen allgemein gehalten, sodass sie auch für euch nützlich sind, wenn ihr zufällig etwas anderes macht als Pâtisserie!

1. Gib dem Kunden ein gutes Gefühl

Der Kontakt zum (potenziellen) Kunden ist meiner Meinung nach das A & O. Besonders, wenn dem Kunden das Produkt oder die Dienstleistung viel bedeutet (wie bei einer Hochzeit), ist die Kommunikation und der Umgang miteinander mindestens genauso wichtig wie ein gutes Produkt.

Menschen wollen bei Menschen kaufen und nicht bei Firmen, denn es ist ein Grundbedürfnis, dass wir uns mit anderen Leuten umgeben und uns dabei gut aufgehoben und verstanden fühlen. In meinem Fall nehmen der Kontakt und das Besprechen vorab so viel Zeit ein, dass es für mich unerlässlich ist, dass man miteinander gut auskommt und Vertrauen schafft – vor allem bei einer so emotionalen Thematik wie einer Hochzeit.

Wie setze ich das um?

Ich werde viel Zeit und Ressourcen für die Kundenbetreuung und -service einplanen und miteinkalkulieren, um den Kunden, die das Unternehmen am Ende tragen, die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen und auch erwarten. Dazu zählen zum Beispiel sehr sorgfältige Planungsarbeiten oder das Protokollieren von Gesprächen, sowie zu vorgegebenen Zeiten auch zuverlässig erreichbar zu sein.

2. Nicht jeder ist Experte auf Deinem Gebiet

Es passiert ganz schnell: Wir sind so in unserer Blase, weil wir uns täglich mit ähnlichen Dingen umgeben und oft auch noch mit Menschen zusammentun, die genauso sind wie wir. Aber: Es gibt noch Millionen Andere, die einen ganz anderen Lebensmittelpunkt haben – ich vergesse das immer wieder.

Oft muss ich mir bewusst machen, dass viele noch nie etwas von Cakesicles, Sweet Tables und Ganache gehört haben. Das ändert sich dann meist, wenn ich ein längeres Gespräch mit ihnen führe, aber zu Beginn muss ich mich vorsichtig herantasten, wie viel Vorwissen und Erfahrung schon da ist und dort ansetzen. Was übrigens keine Kritik ist, ich erwarte von niemandem, dass er täglich durch Pâtisseriebücher blättert – ich vergesse es nur ab und zu.

Mach‘ Dir also bewusst, dass Dein Thema für manche ganz neu ist und überfordere sie nicht mit all Deinem detaillierten Fachwissen. Und wer doch die ganze Ladung haben möchte, wird schon nachfragen 😉

Wie setze ich das um?

Viel Erklären, Zeigen und Informieren. Übrigens nicht nur die Kunden, die vielleicht schon im Bestellprozess sind, sondern auch potenzielle Kunden und auch Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. 
Zum Beispiel mit dem Personal in Hochzeitslocations – auch wenn sie viele Hochzeiten haben, hatte vielleicht noch keins der Brautpaare bisher eine vierstöckige Torte.

Um den Aufwand langfristig zu verringern, werde ich Infomaterial und Hilfestellungen sowohl zur Planung eines Hochzeitsbuffets oder einer Torte für die Kunden als auch zur Lagerung und dem Servieren für das Personal erstellen.

3. Den Produktionsprozess bis ins Detail optimieren

Ich gebe zu, das hört sich erst einmal mühsam und verbissen an, so meine ich das aber nicht. Ich habe einfach gemerkt, dass es auf die kleinen Dinge ankommt: welche Temperatur die Zutaten haben, wie viel Platz zur Verfügung steht oder welches Werkzeug man verwendet. Natürlich wird es immer etwas geben, das noch nicht ideal ist, aber wenn ich jedes Mal ein bisschen an den nötigen Stellschrauben drehe, kann ich immer besser und effizienter produzieren. Das ist zum einen wirtschaftlich sinnvoll und absolut notwendig aber auch entscheidend für die Qualität. Durch kleine Tricks und Veränderung lassen sich schon so viel bessere Ergebnisse erzielen.

Was macht einen guten Produktionsprozess aus?

  • Die einzelnen Schritte müssen klar definiert und detailliert aufgeführt sein
  • Die Arbeitsmittel und -plätze für einen bestimmten Prozess sollten nah beieinander liegen
  • Die Produktion wird effizient geplant und ausgeführt (ist jeder einzelne Schritt zielführend und unbedingt notwendig?)
  • Es werden geeignete Werkzeuge und Hilfsmittel verwendet, durch die schneller bessere Ergebnisse erziel werden
  • Jeder Schritt wird so exakt durchgeführt, dass die folgenden Schritte und das Endprodukt davon profitieren

4. Der Gewinn liegt im Einkauf

Wir merken es alle: Lebensmittel werden immer teurer. Ohne geht es (zumindest in meinem Beruf) aber auch nicht, daher gilt mehr denn je: der Gewinn liegt im Einkauf. Auch wenn alle Produktionsprozesse optimiert sind und Zeit gespart wird: die Lebensmittel haben nun einmal den Preis, den sie haben. Auf keinen Fall möchte ich auf billige Ersatzprodukte zurückgreifen, aber ein bisschen was lässt sich da trotzdem machen.

Wie setze ich das um?

Um nicht auf hochwertige und somit teure Produkte zu verzichten, müssen andere Lösungen her. Hat man zum Beispiel genug Lagerfläche, kann man weniger häufig, aber dafür größere Mengen bestellen, denn meist profitiert man so von Mengenrabatten. Das kann man sich übrigens auch zu Nutze machen, wenn man sich mit anderen Menschen zusammentut, die ähnliche Waren einkaufen. Man bildet sozusagen eine Einkaufsgemeinschaft, das ist zwar etwas mehr Aufwand, erweitert aber als positiven Nebeneffekt automatisch das Netzwerk.
Außerdem sollte man seinen Bedarf gut und realistisch planen, sodass nur so viel und häufig bestellt wird, wie nötig und teure Notkäufe vermieden werden.

Besonders wichtig finde ich eine gute Beziehung zum Lieferanten, denn ohne seine Produkte können wir schließlich nicht arbeiten… Ist man ihm lange treu und hat ein gutes Verhältnis, macht sich das oft im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt.

5. Jeder Kunde und jeder Auftrag ist anders

Auch wenn ich schon einige Brautpaare beraten und viele Torten über die Theke gereicht habe: Jede Feier und jede Bestellung ist individuell.

Bei einem meiner Aufträge dieses Jahr hätte ich meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass die Bestellung für die Personenanzahl viel zu groß war und viel am Ende im Müll landet. Ich sag’s euch: Nach zwei Stunden war der gesamte Sweet Table wie leergefegt – wie sie das geschafft haben, weiß ich bis heute nicht, aber ich habe mich sehr gefreut!

Was ich damit sagen will: Ich kann natürlich auf meine Erfahrung zurückgreifen und die Kunden beraten, aber am Ende muss jeder wissen, was für ihn richtig ist. Für den einen ist die Torte das Highlight der Hochzeit, der andere sieht sie als Snack zur Kaffeezeit.

Wie setze ich das um?

Hier schließt sich der Kreis und wir kommen wieder zu Punkt eins: Zuhören und sich mit dem Kunden und seiner individuellen Situation auseinandersetzen. Worauf legen sie Wert? Was befürchten sie? Welche Erfahrungen haben sie vielleicht in der Vergangenheit gemacht?

Und dann kann ich immer noch in meiner Erfahrungskiste kramen und sie in ihrer Entscheidung unterstützen.

Auf den Punkt gebracht

Zum Abschluss noch einmal kurz & knackig meine fünf Learnings aus den letzten Monaten:

  1. Gib dem Kunden ein gutes Gefühl und kreiere ein vertrauensvolles Miteinander

  2. Nicht jeder ist Experte auf Deinem Gebiet, kommuniziere also auch die Basics

  3. Optimiere Deinen Produktionsprozess, um effizient hochwertige Produkte herzustellen

  4. Spare durch kleine Tricks beim Einkauf für eine größere Gewinnspanne

  5. Mach‘ Dir bewusst, dass jeder Kunde und jeder Auftrag individuell ist

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